Haltepunkt Stadtweiher

Um Himmels willen, kann ich Ihnen helfen?

Aber nein, glauben Sie wirklich an solche Ammenmärchen?
Haben Sie noch nie von dem genialen „Fledermaus-Radar“ gehört? Niemals würde sich eine Fledermaus in Ihren Haaren verfangen, da sie Sie schon von weitem wahrnimmt und Ihnen aus dem Weg fliegt, selbst wenn es stockdunkel ist.

Ja, gnädige Frau. Fledermäuse sind übrigens die kleinsten Säugetiere der Welt. Die Zwerg-Fledermaus passt bequem in eine Streichholzschachtel. Wussten Sie, dass es in Kempten mehr Fledermausarten gibt, als auf dem Land? Oh, das Bähnle ruft, die Fahrt geht weiter. Auf Wiedersehen.

Wussten Sie das?

„Jeder Stadtbewohner hat einen Vogel“ oder besser gesagt, in jeder Stadt gibt es mindestens so viele Vögel wie Einwohner, ferner Eichhörnchen, Fuchs, Steinmarder, Waschbär, Wanderratte und Wildschwein. Aber nicht nur das – Städte beheimaten oft mehr Pflanzenarten als in Naturschutzgebieten zu finden sind.

Den Stadtweiher lieben Fledermäuse, Wasservögel, Ringelnatter, Libellen und viele mehr…

Der Stadtweiher – früher und heute

Der Stadtweiher wurde bereits 1494 auf Flächen des Klosters Kempten angelegt und hat sein Wasser durch die Aufstauung mehrerer kleiner Quellen und des Wildmoosbachs im Allmey erhalten.

Durch die Aufstauung war es damals möglich, bei Trockenzeiten die Wasserzufuhr für die Stifts- und Reichsstadt zu regulieren. Dafür wurde bereits von 1456 bis1493 von Bergwerksleuten ein neuer 300 m langer Stollen bei Eggen durch den Höhenrücken getrieben, was bis heute als besondere Ingenieursleitung gilt. Das Wasser des Stadtweihers versorgte mit seinem erstaunlichen System aus künstlichen und natürlichen Wasserläufen insgesamt 30 Mühlen und Betriebe und diente zur Löschwasserversorgung, teils auch zur Trinkwasserversorgung der beiden Kemptener Städte.

Heute wird der Stadtweiher noch immer zur Fischzucht genutzt und Streuobstwiesen säumen das südwestliche Ufer. In dem Biotop lassen Nagespuren des Bibers auf seine Rückkehr schließen.

„Je größer die Stadt, desto größer die Artenvielfalt.“

In Städten ist die Artenvielfalt oft höher als im intensiv genutzten Umland, denn in Städten findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume auf engstem Raum. Je größer die Stadt, desto höher die Vielfalt. Die Anzahl der Pflanzenarten hat sich in größeren Städten innerhalb des letzten Jahrhunderts verdoppelt. Die meisten sind allerdings Gartenpflanzen, darunter fast die Hälfte gebietsfremde Arten.

Parks sind wegen der strukturellen Vielfalt reich an Vogelarten: Häufigste Arten sind Stadttaube, Amsel, Saatkrähe, Türkentaube, Reiherente, Krickente, Knäckente, Tafelente, Stockente, Blässralle, Kanadagans, Nilgans. Man findet aber auch naturschutzfachlich bedeutsame Arten wie Dohle, Turmfalke, Sperber und Habicht. Die Anzahl der „Allerwelts“-Spatzen ist heutzutage leider stark rückläufig.

Auch unscheinbare Lebensräume wie Mauerfugen und Ritzen am Straßenrand bieten eine Heimat für spezialisierte Arten, beispielsweise Mauerblümchen, Mauerpfeffer, Vogelknöterich, Breitwegerich, Moose, Mauerraute oder Streifenfarn. Schuttfluren, Brachen und ehemalige Bahndämme sind ideal für wärmeliebenden Tiere wie Zauneidechse und Wespenspinne.

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Bei der Stadtbiotopkartierung (2006-2009) wurden in Kempten 995 Biotope auf einer Fläche von 468 ha erfasst, das entspricht 7,4% der Stadtfläche. Im Stadtgebiet sind rund 70 Bäume als Naturdenkmale, wie die Gissibelhof-Linde, geschützt.

Und das?

Die Zwergfledermaus ist eines der kleinsten Säugetiere der Welt:

Ein erwachsenes Tier ist gerade mal so lang wie ein Zündhölzchen, ein Junges passt auf einen Daumennagel. Fledermäuse sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen, schlafen mit dem Kopf nach unten und leben oft in unserer Nachbarschaft.

Fledermäuse

In Kempten kommen 11 Fledermaus-Arten vor, im Allgäu wurden 17 Arten, in Bayern ca. 23 Arten und in Deutschland 25 Arten nachgewiesen. Die größte heimische Fledermaus ist der Große Abendsegler, der auch in Kempten vorkommt.

Jedoch sind die meisten Arten vom Aussterben bedroht und deshalb streng geschützt. Dies macht Maßnahmen zum Schutz der Fledermäuse, beispielsweise das Anbringen von Fledermauskästen, erforderlich.

Viele Fledermaus-Arten sind Kulturfolger. Das heißt, sie finden in der Umgebung des Menschen normalerweise gute Lebensbedingungen: Spalten an Häuserfassaden, Kirchtürme, Kellergewölbe, Dachböden, Bunker und Stollen dienen als Wohnstätten und Insekten an Straßenleuchten, Weihern und Seen als Futter. Deshalb sind in Städten oft mehr Arten zu finden als auf dem Land.

Fledermäuse fliegen mit den Händen, daher kommt auch der Name der Ordnung Chiroptera. Die Flügel sehen aus wie ein „Regenschirm”. Die Sprossen entsprechen den Fingern und Mittelhandknochen, die die dünne Flughaut aufspannen. In Ruhe wird der „Regenschirm” einfach zugeklappt. Dann geht er nicht so leicht kaputt.

Fledermäuse sehen mit den Ohren: Die Tiere können zwar in der Dunkelheit sehen, verfügen aber zur Orientierung und zur Ortung der Beutetiere über ein Echolotsystem: Ultraschall, für das menschliche Ohr nicht hörbar, wird von der Fledermaus ausgestoßen und beim Auftreffen auf einen Gegenstand reflektiert. Anhand der Zeitunterschiede beim Eintreffen der zurückgeworfenen Schallwelle in beide Ohren kann die Fledermaus Position und Entfernung eines Gegenstandes bestimmen und selbst kleine und schmale Dinge wie eine Mücke wahrnehmen.