Die Aussicht ist ja atemberaubend…
Ja, sehet Sie dean Berg do, rechts vo der Mitte, des isch der Grünten. Ma nennt ihn „Wächter des Allgäus“.
Es braucht nicht viel Fantasie, um Kopf und Schultern des Riesen zu erkennen.
Zum Kopf saget mir Allgäuer „Grind“ und daher kommt der Name Grünten.
Das ist ja interessant. Kennen Sie die Namen all dieser Berge?
Noi, des sind doch über 600 Gipfel in de Allgäuer Alpen. Der höchschte isch übrigens der Groaße Krottekopf, der hat 2.656 Meter. Aber der liegt scho z’ Tirol.
Und der höchste Berg des Allgäus?
Des isch dia Hochfrottspitze mit 2.649 Meter neben der Mädelegabel …
Mädelegabel ist aber ein eigenartiger Name für einen Berg.
Der Name hat nix mit am Mädele zum dua, sondern kommt von Mähder, a alter Name für a gmähte Bergwiese. Und weil die Mädelegabel zamm mit der Trettachspitze und der Hochfrottspitze des berühmte Dreigestirn am Allgäuer Hauptkamm bildet und ausschaut wie a Gabel, heißt se so. Dia Aussicht vo dort oba isch gigantisch.
Vielen Dank, aber ich schaue mir die Berge lieber von unten an.
Geologie der Allgäuer Alpen
Die schroffen Berge im Hintergrund wie Gimpel, Hochvogel und Mädelegabel sind die ältesten. Sie sind aus kilometerdicken Sedimenten, dem Kalkalpin, im Urmittelmeer entstanden. Das lag vor 200 Millionen Jahren viel weiter im Süden. Der afrikanische Kontinent schiebt diese Sedimente selbst heute noch wie eine Planierraupe ganz langsam vor sich her und türmte die Steinmassen seit 25 Millionen Jahren auf dem Weg hierher zu Bergen auf. Man könnte auch sagen, diese Berge sind made in Italy.
Etwas jünger sind die helvetischen Berge. Ihre Wiege lag etwas weiter nördlicher. Die Hauptverbreitung befindet sich in der Schweiz, daher der Name Helvetikum. Aber auch im Allgäu gibt es helvetische Berge wie Grünten, Hoher Ifen und Besler.
Flyschberge
Flyschberge bestehen aus saurem und wasserundurchlässigem Sand- und Tonstein. Deshalb findet man hier eine große Vielfalt an Pflanzen und unterschiedliche Moortypen. Der Name Flysch ist vom alemannischen Wort für fließen abgeleitet, was auf die Neigung zu Hangrutschungen hinweist. Die Hörnerkette westlich der Iller mit Riedberger Horn oder Fellhorn und östlich der Iller wie Wertacher Hörnle sind typische Flyschberge, die bis in die Gipfelregion mit Gras bewachsen sind.
Kratzer, Trettachspitze, Mädelegabel, Hochfrottspitze und Bockkarspitze bestehen aus Hauptdolomit.
Wertacher Hörnle – ein typischer Flyschberg, der bis in die Gipfellagen mit Vegetation bewachsen ist.
Grünten, der „Wächter des Allgäus“, besteht im Gipfelbereich aus helvetischen Gesteinen.
Wenn Sie hier dunkelgraue Flusskiesel aus Hauptdolomit finden, reiben oder schlagen Sie diese doch mal gegeneinander. Fein verteiltes Bitumen im Kalkgestein verursacht den typischen Schmauchgeruch.
Das Bitumen ist der organische
Überrest von Algen und einzelligen Tieren, aus deren Kalk- und Kieselsäureskeletten sich über Jahrmillionen das Gestein bildete.
Nagelfluh besteht aus verbackenen Flusskieseln. Der Name ist aus dem alemannischen Wort „fluh“ für Wand zusammengesetzt, aus der „nagelkopfartig“ Steine hervortreten.
Sie stehen hier …
… auf Vorlandmolasse: Unter Ihnen befindet sich bis in eine Tiefe von etwa vier Kilometer Gesteinsschutt, der bei der Alpenentstehung über Jahrmillionen mit Flüssen aus den Bergen zu Tal befördert wurde. Stellen Sie sich vor, wie hoch die Allgäuer Alpen wären, wenn nicht Gletscher, Wind und Wetter die Berge abgetragen hätten.
Gestein, das bei der Alpenentstehung durch Flüsse zu Tal befördert wurde, hat sich im sogenannten Molassebecken im Alpenvorland angesammelt. Die Flusskiesel wurden durch Ton und Kalk beispielsweise zu Nagelfluh verbacken. Dieses junge Gestein ist relativ weich, daher der Name Molasse (französisch für weich). Der südliche Teil der Molasse wurde zur Nagelfluhkette aufgefaltet. Hochgrat, Steineberg und Stuiben gehören dazu. Östlich der Iller ist die Molasse nur gestaucht aber nicht gefaltet, die kalkalpinen Berge stehen in der ersten Reihe, westlich der Iller hingegen weit im Hintergrund.